Max Verstappen aus den Niederlanden vom Team Red Bull in Aktion. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Eric Gay/AP/dpa)

Teamchef Christian Horner gratulierte mit Tränen in den Augen, Max Verstappen widmete den Triumph seinem Förderer: «Das war für Dietrich. Ich habe alles gegeben.»

Mit einer weiteren weltmeisterlichen Vorstellung hat der Niederländer den Emotions-Grand-Prix für Red Bull in den USA gewonnen und einen Tag nach dem Tod von Red-Bull-Gründer Mateschitz auch noch den Konstrukteurstitel in der Formel 1 perfekt gemacht. 

Verstappen kämpfte sich nach einem verpatzten zweiten Boxenstopp wieder an die Spitze und schaffte vor Austin-Rekordsieger Lewis Hamilton im Mercedes und Charles Leclerc im Ferrari seinen 13. Formel-1-Saisonsieg. Der zweimalige Champion, der von Rang zwei gestartet war, stellte damit die Bestmarke von Michael Schumacher (2004) und Sebastian Vettel (2013) ein. 

Verstappen widmet Sieg Mateschitz

«Ich widme diesen Sieg Dietrich Mateschitz», betonte Verstappen noch mal und genoss bewegt und stolz die Momente auf dem Podium zusammen mit Red Bulls Motorsportberater und Mateschitz-Freund Helmut Marko, während das Team im überdimensionalen Cadillac in Cowboy-Optik unten nicht weniger emotional den Hymnen lauschte. 

Vettel, der ehemalige Erfolgspilot von Red Bull lag im Aston Martin auch lange gut im Rennen, rutschte nach einem ebenfalls verkorksten Reifenwechsel aber wieder etwas nach hinten und wurde Achter. Mick Schumacher zeigte im Haas ebenfalls ein lange beherztes Rennen und lag sogar in den Punkterängen. Eine Berührung mit Nicholas Latifi im Williams kostete aber weitere Plätze. Er verpasste die Top Ten als 15. deutlich und konnte damit die Forderung seiner Teambosse nach Punkten für einen neuen Vertrag im viertletzten Rennen dieses Jahres nicht erfüllen. 

An der Spitze sorgte Verstappen sechs Runden vor Schluss für die Entscheidung, als er Hamilton überholte. Der 37 Jahre alte Brite wartet damit weiter auf den ersten Saisonsieg – mindestens einen feierte er in jedem seiner Karrierejahre in der Motorsport-Königsklasse.

Konstrukteurstitel zum Abschied

Red Bull ist nun der Team-Titel in den drei noch ausstehenden Rennen nicht mehr zu nehmen. Seit 2013 wartete der einstige Branchenführer auf den nächsten Triumph in der finanziellen wichtigen Konstrukteurswertung, acht Jahre nacheinander hieß der Sieger dort Mercedes. An einem von großen Emotionen geprägten Wochenende mit dem Zoff um die Mehrausgaben 2021 und dem Tod des Firmengründers in Texas war es soweit.

Noch bevor es losging, brandete aber Applaus auf. Auf den Monitoren blendeten die Veranstalter ein Foto des Österreichers ein, darunter stand: «Danke Didi.» Über 100.000 Zuschauerinnen und Zuschauer ehrten den gestorbenen Mateschitz zusammen mit allen Teams und den Fahrern, darunter natürlich auch der ehemalige Red-Bull-Erfolgspilot Vettel. Der Champion von 2010, 2011, 2012 und 2013 schien mit den Tränen zu kämpfen, während sein ehemaliger und noch heutige Red-Bull-Teamchef Christian Horner nach der traurigen Nachricht nicht mal 24 Stunden vorher zumindest schon wieder ein bisschen lächeln konnte.

Bevor es losging, zeigte er zusammen mit seiner Ehefrau Geri – einst Mitglied der Spice Girls – Superstar Ed Sheeran in der Red-Bull-Box den Rennwagen von Verstappen. Ansonsten hieß es erstmal business as usual. Mit Sonnenbrille wartete Horner, bis Verstappen seinen Wagen in der Startaufstellung auf Position zwei abgestellt hatte. Teamkollege Sergio Perez, am Ende Vierter startete nach einer Motorenstrafe von Rang neun. Das erklärte Ziel: Für Mateschitz nun den WM-Titel in der Konstrukteurswertung perfekt machen.

«Ohne ihn würde ich jetzt hier nicht sitzen»

Und nach der ersten Kurve hatte Verstappen bereits die optimale Voraussetzung dafür geschaffen. Dank eines hervorragenden Starts schob er sich beim mächtigen Bergauf-Stück schon an Pole-Mann Carlos Sainz im Ferrari vorbei. Der Spanier nahm den Linksknick dann betont langsam, zog etwas nach innen und wurde dann von hinten von Hamilton leicht geschubst. Das Problem: Auf der Innenseite kollidierte dadurch Hamiltons Mercedes-Kollege mit Sainz, für den das Rennen gelaufen war.

Ein Wasserleck nach der Karambolage, für die Russell fünf Sekunden bekam, am Ferrari. Weil auch Perez im zweiten Red Bull in der ersten Rennphase nach Startplatz neun zu den Gewinnern zählte, und sich hinter Verstappen, Hamilton und Russell – noch ohne die fünf zusätzlichen Sekunden – einordnete, lief alles auf den nächsten Titel-Triumph von Red Bull hinaus. Charles Leclerc hatte nach einer Zehn-Platz-Strafe von Rang zwölf starten müssen, der Monegasse mühte sich, war aber nach dem Sainz-Aus auf sich allein gestellt.

Ganz vorn machte Verstappen nur der Wind zu schaffen, er kontrollierte aber das Rennen und war fest entschlossenen, seinen Förderer Mateschitz stolz zu machen. «Ohne ihn würde ich jetzt hier nicht sitzen», hatte er vor dem Rennen betont.

Auf dem Hinterreifen in die Streckenbegrenzung

Für neue Spannung sorgte dann Valtteri Bottas, als er mit dem Alfa Romeo im Kiesbett landete und eine Safety-Car-Phase auslöste. Vettel, der sich nach einem guten Start von Position zehn nach vorn gekämpft hatte, nutzte die Gelegenheit. Ebenso Schumacher, der nach einer verkorksten Qualifikation (19.) durch die Strafen für Konkurrenten von Platz 16 starten konnte. Kaum war das Safety Car wieder reingefahren, sorgte Fernando Alonso für einen Schreckmoment, als er bei hoher Geschwindigkeit mit seinem Alpine auf den Aston Martin von Lance Stroll auffuhr.

Der Wagen des Spaniers hob vorne ab, fuhr nur noch auf den Hinterreifen weiter. Strolls Auto krachte in die Streckenbegrenzung und was ziemlich demoliert. Wieder musste das Safety Car raus, die Fahrer blieben zum Glück unverletzt. Alonso konnte sogar weiterfahren. Verstappen verteidigte erneut gekonnt seine Führung gegen Hamilton, als das Safety Car wieder in die Box gefahren war. Doch dann bremste ein schlechter Reifenwechsel den Niederländer. «Schön, schön», funkte er zynisch an die Box. Er war hinter Hamilton und Leclerc zurückgefallen.

Jens Marx und Thomas Wolfer, dpa