Aston-Martin-Pilot Sebastian Vettel ist positiv auf das Coronavirus getestet worden und verpasst aufgrund dessen den Saisonauftakt in Bahrain. (Urheber/Quelle/Verbreiter: James Gasperotti/ZUMA Press Wire/dpa)

Über einer der Aston-Martin-Garagen in der Boxengasse von Bahrain stand der Name Sebastian Vettel mit seiner Startnummer fünf.

Das Coronavirus hat den viermaligen Formel-1-Weltmeister vor dem Saisonauftakt in Sakhir aber ausgebremst und Nico Hülkenberg das nächste Blitz-Comeback beschert. Vettel wurde positiv getestet und befindet sich in seiner Schweizer Wahlheimat in der Isolation.

Ersatzfahrer Hülkenberg bekam nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstagmorgen den überraschenden Anruf und brach aus Europa auf. Nach dem wieder von Corona genesenen McLaren-Piloten Daniel Ricciardo ist Vettel die zweite Warnung innerhalb von nur einer Woche für die gesamte Formel 1.

Vettel-Start in Saudi-Arabien noch unklar

Aston Martin machte keine Angaben zum Gesundheitszustand seines Starfahrers Vettel. Ob der 34-Jährige eine Woche nach dem Auftakt in Bahrain im Nachbarstaat Saudi-Arabien wieder starten kann, war zunächst unklar. Ebenso ist nicht bekannt, wo sich Vettel so kurz nach den Tests in Bahrain angesteckt hat. «Ich habe ihn kurzzeitig gesprochen und ihm gute Besserung wünschen können», äußerte Kumpel und Haas-Pilot Mick Schumacher.

Hülkenberg ist nach der Radikalkur der Formel 1 mit komplett neuen Autos besonders gefordert. Am Freitag (ab 11.00 Uhr MEZ) ist er schon für die offizielle Medienrunde eingeplant, ehe die ersten beiden Trainings anstehen. «Er geht ohne Testtage ins Auto rein. Es wird spannend zu sehen sein, wie er sich darin fühlt», bemerkte Schumacher.

Der Emmericher kennt sich aber mit Noteinsätzen bestens aus. 2020 hatte Hülkenberg schon für Aston Martins Vorgängerteam Racing Point gleich dreimal einspringen müssen.

Hülkenberg eine erfahrene Aushilfe

Als Ersatz für Coronafall Sergio Perez verhinderte ein technisches Problem beim Großen Preis von Großbritannien in Silverstone seinen Renneinsatz. Eine Woche später beim 70-Jahres-Jubiläums-Grand-Prix der Formel 1 wurde Hülkenberg an selber Stelle aber gleich Siebter. Im Herbst auf dem Nürburgring sprang er nach Magenbeschwerden für Lance Stroll erneut ein und sammelte als Achter wieder Zähler.

Hülkenberg ist jedoch Inhaber eines nicht beneidenswerten Rekords in der Formel 1: In 179 Grand-Prix-Starts schaffte er es nie auf das Podest. Für Vettel kommt sein Ausfall zur Unzeit. Nach WM-Platz zwölf in seiner Premierensaison für Aston Martin hofft der Heppenheimer, in diesem Jahr wieder um Podestplätze kämpfen zu können.

Die Formel 1 trifft der Ausfall ebenfalls. Das ersehnte zweite WM-Duell Max Verstappen gegen Lewis Hamilton soll eigentlich die Schlagzeilen bestimmen. Nun fällt aber einer der großen Stars aus, dabei wollte die Motorsport-Königsklasse nach zwei Jahren im Ausnahmemodus endlich wieder in Richtung Normalität rasen. Sie hat ihre Corona-Protokolle runtergefahren. So gilt zwar eine Impfpflicht im Fahrerlager, die regelmäßigen Test entfallen aber.

Formel-1-Auftakt in Bahrain

Im vergangenen Jahr hatte die Formel 1 vor dem ersten Grand Prix ebenfalls in Bahrain ein breites Impfangebot an seinen Tross gemacht. Vettel hatte damals abgelehnt. «Es ist eine Prinzipienfrage. Die Formel 1 hatte das Angebot, sich in Bahrain impfen zu lassen. Ich habe bewusst darauf verzichtet, weil ich eben noch nicht an der Reihe bin», sagte Vettel dem TV-Sender RTL.

«Es ist dann fraglich, ob mein Impfstoff, den ich nicht benutzt habe, jemandem der eher dran sein sollte, zugutekommt.» Vettel wollte den vulnerablen Gruppen den Impfstoff nicht wegnehmen. «Ich werde mich impfen lassen, aber erst wenn ich dran bin.» Im Mai nach dem Rennen in Monaco holte er den Pieks nach.

Das Fahrerlager hat nun zumindest vorübergehend Hülkenberg wieder. Er war schon für Aston Martins Vorgängerteam Racing Point und auch für dessen Vorgängerrennstall Force India (2011, 2012, 2014-2016) gefahren. Nach seinem Vertragsende bei Renault nach der Saison 2019 hatte Hülkenberg aber kein Stammcockpit mehr bekommen.

Zuletzt hatte Hülkenberg, Gewinner des Langstreckenklassikers von Le Mans 2015, von einem Engagement in der US-amerikanischen Indycar-Serie abgesehen. Für Aston Martin und Mercedes war er aber als Formel-1-Ersatzfahrer eingeplant. Jetzt ist Hülkenberg zurück.

Von Martin Moravec und Thomas Wolfer, dpa