Mick Schumacher fuhr in Spielberg auf den sechsten Platz. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Expa/Johann Groder/APA/dpa)

Mick Schumacher lachte, er strahlte, und er hatte allen Grund dazu. Der 23-Jährige verdiente sich mit seiner famosen Formel-1-Fahrt auf Platz sechs beim Großen Preis von Österreich jedes Lob und alle Glückwünsche.

Von den Fans wurde der Sohn von Rekordweltmeister Michael Schumacher sogar zum «Fahrer des Tages» gewählt. «Ich bin rundum zufrieden», sagte Schumacher in Spielberg. Und genauso sah er auch aus – nur 24 Stunden nachdem sich auch einiger Frust beim mittlerweile selbstbewusster und entschlossener auftretenden Mick Schumacher aufgestaut hatte.

Dass er sich vom Team beim Sprintrennen nicht so unterstützt gefühlt hatte, wie er es sich erhoffte, war vergessen. Die teils schwere Zeit in diesem Jahr durch zwei schwere und vor allem äußerst kostspielige Unfälle ebenfalls. «Fantastisches Rennen, ich freue mich für dich und das Team», funkte Teamchef Günther Steiner nach der Zieldurchfahrt vor über 100.000 Fans an der Strecke an Mick Schumacher.

Lob auch von Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff

Rang sechs in Österreich bedeuteten weitere acht Punkte nach den vier Zählern bei seiner Punkte-Premiere vor einer Woche in Silverstone. Im Klassement liegt er als 15. nur noch einen Platz und drei Zähler hinter Kumpel und Landsmann Sebastian Vettel. Beim Sieg von Charles Leclerc im Ferrari vor Max Verstappen im Red Bull und Lewis Hamilton im Mercedes durfte sich auch Mick Schumacher als Gewinner fühlen. «Mick ist super gefahren, hat gut und immer auf der sportlichen Seite verteidigt. Mich freut es, das zu sehen», lobte auch Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.

Mit dem Starfahrer der Silberpfeile hatte sich Schumacher schon im Sprintrennen am Samstag einen tollen Zweikampf geleistet, musste den 37 Jahre Lewis Hamilton aber – nach seiner Einschätzung auch mangels Teamhilfe – vorbeiziehen lassen und verpasste als Neunter die Punkteplätze beim verkürzten Rennen. Am Sonntag erneut mit dem siebenmaligen Weltmeister zu kämpfen, habe Spaß gemacht, betonte Mick Schumacher. Generell fühle er sich bei den vielen Positionskämpfen sehr wohl. «Am wohlsten fühlen würde ich mich vorneweg, dafür müssen wir allerdings noch warten», sagte er beim Sender Sky.

Leclerc feiert fünften Karrieresieg

Vorn fuhr Leclerc seinen fünften Karrieresieg heraus. Dreimal musste er in dem phasenweise sehr unübersichtlichen Rennen auf dem nur 4,318 Kilometer langen Kurs Verstappen überholen. Dreimal gelang es ihm ohne große Probleme – auch zum Leidwesen Zehntausender angereister niederländischer Fans. «Das habe ich definitiv gebraucht», sagte Oranje-Party-Crasher Leclerc. Sein Ferrari-Teamkollege Carlos Sainz, triumphaler Gewinner von Großbritannien sieben Tage vorher, schied auf Podestkurs liegend aus. Nur mit Mühe konnte er sich aus dem rückwärts rollenden und brennenden Ferrari retten.

Im Klassement büßte Spitzenreiter und Weltmeister Verstappen lediglich sechs Punkte ein. «Der zweite Platz ist aber ein gutes Ergebnis an einem schweren Tag», kommentierte der Niederländer. Sein Vorsprung auf den neuen Zweitplatzierten Leclerc beträgt 38 Zähler. Dritter ist Sergio Perez, der im zweiten Red Bull beim Heim-Grand-Prix des Rennstalls von Milliardär Dietrich Mateschitz ausschied.

Unschöne Nebengeräusche von den Tribünen

Schon auf der Formationsrunde wehte orangefarbener Rauch. Die Stimmungsmacher aus den Niederlanden verwandelten das Grand-Prix-Wochenende in der Steiermark mit insgesamt über 300.000 Zuschauerinnen und Zuschauern bereits seit Donnerstag in eine Nonstop-Party – allerdings auch mit äußert unschönen Nebengeräuschen. Berichten vor allem von weiblichen Fans zufolge kam es zu rassistischen, homophoben und sexistischen Beleidigungen, die Formel 1 schrieb von «völlig inakzeptablen Kommentaren». «Ich habe einige schockierende Sachen gelesen, das ist nicht okay», betonte Verstappen nach dem Rennen, in dem er von der Pole aus eigentlich sein Grand-Prix-Wochenende abrunden wollte.

Nach der Pole für den Sprint, den er dann gewonnen hatte, war er die Führung aber in der zwölften Runde erstmal los. Jede Menge Reifenwechsel, mit zunehmenden Rennverlauf auch noch Zeitstrafen wegen Verlassen der Rennstrecke machten das Geschehen etwas konfus. Mick Schumacher ließ sich davon aber nicht irritieren, ebenso nicht Leclerc, der seine Frustwochen mit Pleiten, Pech und umstrittenen Entscheidungen der Teamleitung beendete. Die vergangenen fünf Rennen seien schwer für ihn gewesen, sagte der Monegasse, der 2019 zwei Rennen gewonnen hatte, 2020 keins und in diesem Jahr den Auftakt in Bahrain und am 10. April in Melbourne.

Von Jens Marx und Thomas Wolfer, dpa