Hamiltons Pannen-Pech entzückt Verstappens Oranje-Armee
Die Panne von Lewis Hamilton führte zu Jubel bei den Verstappen-Fans. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Hasan Bratic/dpa)

Lewis Hamiltons Pannen-Pech löste einen Jubel-Orkan bei Max Verstappens Oranje-Armee aus.

Als der WM-Spitzenreiter seinen Mercedes im Training am Streckenrand von Zandvoort abstellen musste, erhielten die Hoffnungen der niederländischen Fans auf einen Heimsieg ihres PS-Lieblings weiter Auftrieb. Dass sich Verstappen nach den mehrfach unterbrochenen Übungsrunden mit Platz fünf begnügen musste, tat der Hochstimmung kaum Abbruch. Der Red-Bull-Star geht nach den ersten Eindrücken als Favorit ins Formel-1-Wochenende und könnte am Sonntag (15.00 Uhr/Sky) wie geplant die WM-Führung zurückerobern.

Ferrari-Duo am schnellsten

Trainingsschnellste waren die Ferrari-Piloten Charles Leclerc und Carlos Sainz. Bei den Renn-Simulationen aber konnte das Scuderia-Duo nicht mit Verstappen mithalten.

Gedämpft wurde der Unterhaltungsfaktor zu Beginn der Oranje-Party durch ein Malheur von Sebastian Vettel. Der 34-Jährige musste seinen Aston Martin nach einem Motorschaden im Auftakttraining kurz hinter der Tarzan-Kurve ausrollen lassen. Vettel versuchte umgehend selbst, den aufkommenden Brand in seinem Mercedes-Triebwerk zu löschen. Doch zunächst hatte der Hesse Mühe, weil der von einem Streckenposten gereichte Feuerlöscher der falsche war.

Weil unklar war, ob das Auto noch elektrisch aufgeladen war, dauerten die Aufräumarbeiten ungewöhnlich lange. Erst nach knapp einer halben Stunde konnten die Übungsrunden fortgesetzt werden. Vettel erhielt vor dem zweiten Training einen schon gebrauchten Motor und wurde damit Zehnter. «Es ist kein Geheimnis, dass wir da noch mehr rausholen müssen», sagte der Heppenheimer bei Sky.

Fans feiern Verstappen

Die Zehntausenden in Orange am Streckenrand aber interessierte vor allem Verstappens Auftritt. Dass die Formel 1 nach 36 Jahren wieder auf den welligen Kurs mit den markanten Steilkurven zurückgekehrt ist, liegt vor allem am jungen Niederländer. Zu dauerhaft wummernden Bässen feierten die PS-Fans auf den gut gefüllten Tribünen sich und ihren Lokalhelden. Die Bilder von maskenlosen Menschenmassen, die ohne Abstand durch die Eingangstore schwappten, wirkten indes in Corona-Zeiten etwas zweifelhaft.

Nichts aber soll offenbar das Vergnügen bei Zandvoorts Comeback in der Formel 1 stören. Auch das Wetter spielt mit, anders als beim ins Wasser gefallenen Belgien-Gastspiel in der Vorwoche. In Spa war Verstappen nach wenigen Runden hinter dem Safety-Car zum Sieger erklärt worden und hatte so den Rückstand auf Titelverteidiger Hamilton auf drei Punkte verkürzt.

In Zandvoort will sich der Red-Bull-Star nun die WM-Führung zurückholen. Im zugespitzten Titelkampf erwartet Verstappen auch verbale Fanattacken gegen seinen Rivalen Hamilton. «Es ist nicht an mir, den Leuten zu sagen, dass sie nicht buhen sollen», sagte der 23-Jährige und verwies auf ähnliche Emotionen von Heimfans bei Fußballspielen.

Der Weltmeister bleibt cool

Hamilton lässt sich davon nicht beirren. «Ich würde nicht zu einem Event gehen, um zu buhen. Aber ich verstehe das», sagte der Brite. Sollten Zuschauer buhen, wolle er «diese Energie aufnehmen und in etwas Positives beim Fahren umwandeln».

Dass der siebenmalige Weltmeister auch Zuspruch im Land seines WM-Gegners erfährt, zeigte ein Kleinflugzeug, das über der Strecke kreiste und mit einem Banner mit den Worten «Einfach schön» Hamiltons Titelserie feierte. Wohl als Gruß an die Fans hatte der Superstar bei seiner Ankunft an der Strecke am Donnerstag auch das passende Outfit gewählt: Er kam ganz in Orange.

Von Christian Hollmann, dpa