Mercedes-Pilot Lewis Hamilton fuhr zu Saisonbeginn hinterher. (Urheber/Quelle/Verbreiter: James Gasperotti/ZUMA Press Wire/dpa)

Seine waghalsigen Sprünge aus dem Flugzeug brachten Lewis Hamilton schnell auf andere Gedanken. Beim Skydiving in Dubai konnte der abgehängte Formel-1-Weltmeister vor der Reise zum nächsten Rennen nach Australien bestens abschalten.

«Es ist so eine großartige Möglichkeit, den Kopf frei zu bekommen, sich neu zu orientieren und sich auf die kommende Woche zu konzentrieren», schrieb der 37-Jährige nach zehn Fallschirm-Sprüngen an seine 27,5 Millionen Follower bei Instagram. In Melbourne angekommen, postete der Brite ein gemeinsames Foto mit Mercedes-Teamkollege George Russell aus dem Kraftraum.

Und dieses Bild hat Symbolkraft. «Wir haben noch viel Arbeit vor uns», sagte Hamilton nach dem schwachen Saisonstart. Im WM-Duell zwischen Titelverteidiger Max Verstappen (Red Bull) und dem Führenden Charles Leclerc (Ferrari) ist der einstige Dauersieger derzeit nur Statist, sein historischer achter WM-Titel enorm weit entfernt. Nicht mal mit den in der Vorsaison noch so lahmenden Haas-Rennwagen konnte Hamilton zuletzt in Saudi-Arabien mithalten. Er wurde Zehnter und musste am Funk erfragen, ob es dafür überhaupt noch einen WM-Punkt gibt. Diese Region ist Hamilton mit den Silberpfeilen nicht gewohnt.

«Extrem schmerzhaft»

«Wir waren acht Jahre lang ganz vorne mittendrin. Es ist extrem schmerzhaft, nicht mehr ein Teil davon zu sein – und das mit einem ziemlichen Zeitrückstand», sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Zu kämpfen hat der Konstrukteurs-Weltmeister der vergangenen acht Jahre mit den ganz neuen aerodynamischen Regeln, die dafür sorgen, dass das Auto bisweilen auch hoppelt und dadurch Zeit verliert. Wer hier die richtige Einstellung bei der Bodenfreiheit für seinen Wagen findet, erhöht seine Chancen gewaltig. Den Konkurrenten Red Bull und Ferrari ist das in den ersten beiden WM-Läufen klar besser gelungen.

Natürlich fordert das die Ehrgeizlinge des Werksteams heraus. «Wir werden keine Ruhe geben, bis wir wieder vorne dabei sind», sagte Wolff. Schon bei der Rückkehr nach Australien, wo in den vergangenen beiden Jahren coronabedingt nicht gefahren werden konnte, an diesem Sonntag (7.00 Uhr/Sky) wird mit technischen Verbesserungen an den Boliden von Hamilton und Russell gerechnet. Was diese bringen? Das weiß niemand so genau. «Ich hoffe, dass der Rückstand kleiner wird», sagte Wolff zuletzt in Saudi-Arabien, sprach zugleich aber auch recht offen von «Defiziten in allen Bereichen». Es mache derzeit «überhaupt keinen Spaß», sagte der Österreicher, diese «Übung in Demut» solle seinen Rennstall aber langfristig noch stärker machen.

Komplexes Problem

Das Problem mit dem sogenannten Porpoising ist komplex, darin ist man sich bei Mercedes einig. Es wird angenommen, dass es nicht nur um den Abtrieb geht, der Hamiltons Dienstfahrzeug auf den Geraden so auf den Boden presst, bis dieses kurz den Asphalt berührt und so wieder hoch gedrückt wird. «Wir verstehen unser Auto noch nicht so gut wie zum Ende des vergangenen Jahres», sagte der leitende Ingenieur Andrew Shovlin und klagte über die mangelnde Geschwindigkeit. Der richtige Weg sei aber bereits «eingeschlagen, nur der Schritt war nicht groß genug». Nun gehe es darum, «schneller eine Lösung zu finden».

Die Herausforderung: Während Mercedes die aktuellen Schwierigkeiten bekämpft, kann sich die Konkurrenz schon weiterentwickeln. «Wir brauchen größere Schritte», forderte auch der 24 Jahre alte Russell: «Wann genau wir dran sein werden, ist schwierig zu sagen.» Als Nachfolger des Finnen Valtteri Bottas wollte der Brite eigentlich von Anfang an in den Kampf um Siege eingreifen und Hamilton das Leben schwer machen. Mit 22 Punkten hat er als WM-Vierter schon 23 Zähler Rückstand auf Leclerc, Hamilton liegt als Fünfter weitere sechs Punkte dahinter. Als Dritter zum Auftakt in Bahrain stand der 103-malige Grand-Prix-Sieger zumindest schon mal auf den Podest – das soll wieder zum Dauerzustand für den deutschen Autobauer werden. «Die Saison ist noch unglaublich lang», sagte Wolff.

Von Thomas Wolfer, dpa