Ferrari-Pilot Charles Leclerc freut sich über die Pole Position in Monaco. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Luca Bruno/AP/dpa)

Charles Leclerc setzte die Bestzeit und rammte dann seinen Ferrari in die Leitplanken. In einer Monaco-typischen Qualifikation raste der 23 Jahre alte Monegasse auf die Pole Position für den ultimativen Klassiker der Formel 1.

Leclercs Freude war aber getrübt. «Eine Schande, das Qualifying in der Wand zu beenden», betonte er. Nicht nur Leclerc selbst machte sich große Sorgen, dass das Getriebe seines Ferraris bei dem Unfall etwas abbekommen haben könnte. Eine Startplatzstrafe würde drohen und er konstatierte schon: «Ich habe hier immer Pech gehabt.»

Auch Stunden nach der Qualifikation herrschte weiter Ungewissheit. Die Formel 1 veröffentlichte zwar die Ergebnisse und die provisorische Startaufstellung. Das «Damoklesschwert» schwebe aber über dem Resultat, räumte Ferrari-Renndirektor Laurent Mekis ein. Erste Untersuchungen hatten zwar keine «ernsthaften Schäden» am Getriebe ergeben, weitere Inspektionen sollen am Morgen des Renntages aber noch folgen.

Zunächst belegt Leclerc also Platz eins nach der Quali, die mehr als nur maßgeblich ist für das Rennen am Sonntag (15.00 Uhr/Sky), denn in den vergangenen elf Auflagen siegte achtmal der Polesetter. Hinter Leclerc landete Max Verstappen im Red Bull, der bei seinem letzten Versuch durch den Leclerc-Crash gestoppt worden war. Valtteri Bottas wurde Dritter im Mercedes, auf Rang vier fuhr Carlos Sainz Junior im zweiten Ferrari. Siebenfach-Weltmeister Lewis Hamilton kam im zweiten schwarz lackierten Silberpfeil nicht über Position sieben hinaus. «Der Sieg ist außer Reichweite», betonte er.

Sebastian Vettel wurde Achter und kam damit zum zweiten Mal in diesem Jahr im Aston Martin in die Top Ten. Gar nicht erst antreten konnte Mick Schumacher. Bei einem erneuten Crash im Training hatte der 22-Jährige seinen Haas-Rennwagen so demoliert, dass das Auto bis zur K.o.-Ausscheidung nicht fahrbereit war. «Ich weiß nicht wirklich, was ich sagen soll. Es tut mir sehr leid», funkte Schumacher noch aus dem kaputten Auto an den Kommandostand.

Der Sohn des fünfmaligen Monaco-Siegers Michael Schumacher, der 2006 mit einem Parkskandal in der Rascasse für ein vorzeitiges Quali-Ende in Monte Carlo gesorgt, die Pole danach aber aberkannt bekommen hatte, wird bei seinem ersten Klassiker-Einsatz von ganz hinten oder womöglich aus der Boxengasse starten. Er bekam von der Rennleitung trotz fehlender Qualifikation die Starterlaubnis. Die Strafversetzung um fünf Startplätze wegen eines nicht erlaubten Getriebewechsels ist eher unerheblich.

Während der Newcomer mit dem berühmten Papa noch mit sich haderte, legten seine Konkurrenten direkt mit Hochdruck los: Rush-Hour in Monacos Straßen im ersten K.o.-Abschnitt. Und für Vettel wurde es erstmal knapp. Er verlor gegen Ende Platz um Platz und drohte die erste Phase der Qualifikation nicht zu überstehen. 18 Tausendstelsekunden Vorsprung retteten den Monaco-Sieger von 2011 (Red Bull) und 2017 (Ferrari) in seinem Aston Martin aber in Abschnitt zwei. Dort lief es deutlich besser.

Ganz vorne setzte sich fort, was sich in den Trainingseinheiten angedeutet hatte: Der Pole-Kampf war mehr als nur ein Duell von Hamilton, der fortdauernd Probleme hatte gegen Verstappen, der das Tempo an der Spitze mitgehen konnte. Allen voran bestätigte das Ferrari-Duo die Tendenz vom Training. In der Box in Monaco fieberte auch Piero Ferrari, Sohn von Firmengründer Enzo Ferrari, an seinem 76. Geburtstag mit.

Er und auch die 7500 zugelassenen Zuschauer vor Ort bekamen den erwarteten Nervenkampf geboten. Nach dem ersten Versuch kamen alle Fahrer wieder in die Box, bereit für das Finale furioso. Dass es dazu letztlich nicht mehr kam, verdankten alle Leclerc, der sich auf erinnerungswürdige Manier die achte Pole Position seiner Karriere sicherte. Für Ferrari und auch den Monegassen war es dabei das erste Mal seit Oktober 2019 in Mexiko.

Von Jens Marx, dpa