Mick Schumacher ist aufs Stammcockpit aus. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Hasan Bratic/dpa)

Mick Schumacher hat seit dieser Saison ein Hobby intensiviert. Er surft. Auf und ab, das kennt er auch von der Formel 1.

In einem Interview der Deutschen Presse-Agentur spricht der 23-Jährige über die bisherige Saison, was er macht, wenn Dinge ins Stocken geraten oder auch darüber, was er machen würde, wenn er die Zeit ein paar Monate zurückdrehen könnte. 

Was machen denn Ihre Fortschritte beim Surfen?

Antwort: Es ist ein Sport, bei dem du nie weißt, wie die nächste Welle ist. Du musst lernen, das Meer zu lesen. Darin bin ich im Moment noch nicht so sehr gut. Es stockt gerade ein bisschen. 

Frage: Wann haben Sie mit dem Surfen angefangen?

Antwort: Anfang des Jahres erst. Ich hatte es vorher schon mal probiert, aber nicht so intensiv wie ich es dieses Jahr übe.

Frage: Nur das Brett und Sie. Ist es ein Vorteil, nur von sich selbst abhängig zu sein? 

Antwort: Es ist ein bisschen wie auch beim Fahrradfahren: Da sitzt du auch alleine drauf, musst es kontrollieren und schauen, dass du nicht runterfällst. In der Formel 1 ist die Situation eine andere, da kommt der Faktor Team hinzu, bei dem es wichtig ist, dass alle in die gleiche Richtung arbeiten.

Frage: Können Sie beides genießen?

Antwort: Mir macht das Teamplay schon mehr Spaß. Wir gewinnen und wir verlieren zusammen. Das ist ja eben das, was so spannend ist an der Formel 1. Viele verschiedene Charaktere kommen und sitzen in einem Boot. Und im Endeffekt lieben wir alle das gleiche: Rennfahren.

Frage: Sie haben eben gesagt, dass Ihre Fortschritte beim Surfen ins Stocken gekommen seien. Wie gehen Sie damit um, wenn Sie nicht weiterkommen?

Antwort: Ich mache einfach mehr.

Frage: Macht sich dann auch Ungeduld breit?

Antwort: Klar. Am liebsten würde ich der Beste sein in allem, was ich mache. Aber es ist halt auch immer ein Prozess. Im Surfen bin ich ein kompletter Amateur. Ich habe wahrscheinlich gar kein Feeling dafür. Darum ist es völlig normal, dass es stockt.

Frage: Sind sie jemand, der einen Plan B immer parat hat – konkret: Haben Sie den, falls es nicht mit einem neuen Formel-1-Vertrag klappen sollte?

Antwort: Nein. Plan A ist der einzige Plan, der für mich im Moment zählt und den ich verfolgen möchte und auch werde.

Frage: Wenn Sie die Möglichkeit hätten, die Zeit zurückzudrehen zum 17. März vor dem Saisonbeginn – was würden Sie danach anders machen?

Antwort: Wahrscheinlich vieles, weil ich einfach weiß, was wir für ein Setup jetzt haben. Und ich würde das gleich aufs Auto packen und wir wären ein gutes Stück schneller.

Frage: Das ist nun sehr technisch orientiert. Gibt es auch etwas an Ihrer persönlichen Herangehensweise, das Sie ändern würden?

Antwort: Wenn ich jetzt zurückgehen würde, würde ich sie nicht ändern, weil ich an dem, was danach passiert ist, auch weiter gewachsen bin. Ich habe letztlich mehr daraus gelernt als dass es Frust hinterlassen hätte. 

Frage: Spuken die schweren Unfälle in Saudi-Arabien und Monte-Carlo immer noch im Kopf rum?

Antwort: Nein. Ich würde nicht sagen, dass sie im Kopf rumspuken. Aber sie sind auch da. Sie sind da, weil ich etwas daraus gelernt habe. Ich weiß heute viel besser, was dieses Auto kann. Wahrscheinlich war die Herangehensweise Anfang des Jahres nicht die richtige, im Nachhinein betrachtet. Sie war wie im Jahr davor.  In dem Jahr davor war das Auto aber ganz anders. 

Frage: Trifft es Sie, wenn Ihr Teamchef oder der Teambesitzer öfter auf die Unfälle hinweisen und die Kosten, die dem Rennstall dadurch entstanden sind?

Antwort: Das muss man einfach wegstecken. Wir sind alle hier am Limit, und so gilt für uns Fahrer halt auch: Wenn wir nicht am Limit sind, sind wir ganz schnell hinten. Dann wäre meine Situation noch ganz anders. Ich bin der Fahrer, der ich heute bin, durch die ganzen Situationen, die ich schon durchgemacht habe.

Frage: Dazu zählt ja auch ihr berühmter Name. Sie haben mehrfach schon betont, dass es Sie stolz macht, dass ein Schumacher wieder und weiter in der Formel 1 fährt. Was würde es denn bedeuten, wenn nächstes Jahr der Name Schumacher nicht mehr in der Startaufstellung zu finden wäre?

Antwort: Auch so weit habe ich noch gar nicht gedacht. Ich lebe im Hier und Jetzt, und mein Job ist es, hier heute mein Bestes zu geben und am Wochenende die Möglichkeiten zu nutzen, um nach vorne zu kommen.

Frage: Ist es die schwerste Zeit ihrer noch jungen Motorsport-Karriere?

Antwort: Nein. Es ist nicht die schwerste.

Frage: Welche war denn dann schwerer?

Antwort: Hm, auf die Nachfrage hätte ich wohl gefasst sein müssen … (lacht).

Frage: Sie haben mal gesagt, dass Sie schon in Kart-Zeiten die Situation um sich herum – auf der Strecke – sehr gut analysieren konnten. Wie analysieren Sie denn ihre aktuelle Situation?

Antwort: Ich würde sagen, dass wir seit der Sommerpause auf jeden Fall fast in jedem Rennen hätte Punkte sammeln können, aber durch die eine oder andere Situation es einfach nicht geschafft haben – weshalb auch immer. Trotzdem: Die Tendenz ist da und ich glaube, dass vor allem das zählt.

Frage: Welchen Mutmacher können Sie ihren Fans mitgeben, dass Sie nächstes Jahr weiter Formel 1 fahren?

Antwort: Ein Mutmacher ist auf jeden Fall der, dass ich alles dafür geben werde. Mein Bestes, tagein, tagaus. Dass ich hundert Prozent bereit bin, an mir zu arbeiten, aber auch an der ganzen Situation. Das ist das einzige, das ich in meinen Händen habe.

Frage: Kann Audi mit dem Einstieg 2026 perspektivisch gesehen auch ein Mutmacher sein?

Antwort: Ich finde es superklasse, dass Audi in die Formel 1 einsteigt. Es ist ein Weltkonzern, eine deutsche Marke. Ich hoffe, dass das viele Deutsche wieder zur Formel 1 bringt und wir irgendwann wieder ein Heimrennen haben werden. Das gehört einfach dazu und es ist extrem schade, dass das in letzter Zeit nicht mehr so war.

Frage: Was ist denn wahrscheinlicher: Ein deutscher Fahrer namens Mick Schumacher bei Audi oder ein Grand Prix in Deutschland?

Antwort: Natürlich ist es schön zu hören, dass so ein großer Konzern auch nach einem deutschen Fahrer sucht. Aber das alles ist noch weit weg. Daher hoffe ich, dass das mit dem Rennen in Deutschland früher klappt.

Frage: Jetzt wird nächste Saison Sebastian Vettel, ein sehr guter Kumpel und Ratgeber, nicht mehr in der Formel 1 fahren. 

Antwort: Sebastian ist immer nur ein Telefonat weit weg. Ich bin mir sicher, dass wir immer in Kontakt bleiben und er eventuell ja irgendwann noch mehr Zeit hat zu schauen, was ich mache.

Frage: Sie könnten Sie ja auch zusammen surfen gehen.

Antwort: Seine Frisur würde schon mal passen.

Zur Person: Mick Schumacher ist 23 Jahre alt. Er fährt seit zwei Jahren in der Formel 1, zuvor gewann er den Titel in der Formel 3 und der Formel 2. Sein Vater ist Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher.

Jens Marx, dpa