Schumacher sieht bei sich noch viel Potenzial
Bleibt in seiner ersten Formel-1-Saison bescheiden: Mick Schumacher. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Manu Fernandez/AP/dpa)

Immer wieder ist das Lächeln von Mick Schumacher hinter seiner Maske zu erahnen. Die Freude über den geglückten Start in seine erste Formel-1-Saison ist dem 22-Jährigen im Fahrerlager von Barcelona deutlich anzumerken.

Der enormen Erwartungshaltung hielt der Nachwuchsrennfahrer mit dem großen Namen bislang stand, obwohl er nicht einmal in die Nähe der Punkteränge fahren konnte. Dreimal brachte Schumacher seinen unterlegen Haas-Rennwagen sicher ins Ziel, Kampfansagen für den vierten Anlauf spart sich der stets höflich und besonnen auftretende Sohn des Rekordweltmeisters vor dem Großen Preis von Spanien am Sonntag (15.00 Uhr/Sky) aber lieber.

«Wir müssen härter an uns arbeiten», sagte Schumacher und nimmt vor allem sich selbst in die Pflicht: «Natürlich steckt auch noch sehr viel Zeit in mir. Ich muss versuchen, mich darin zu verbessern, das Limit schneller zu finden.» Das seien Dinge, die der aktuelle Formel-2-Meister «noch verbessern kann, und die ich noch verbessern muss». Nur an Zahlen und Platzierungen will er seine Steigerungen hinter dem Steuer aber zunächst nicht messen, stattdessen kontinuierlich lernen. Bislang wurde er zweimal 16. und einmal 17.

Für recht klare Verhältnisse bei seinem US-Rennstall konnte er trotzdem sorgen. Während sein russischer Teamkollege Nikita Masepin nach Fahrfehlern und riskanten Manövern mehrfach in der Kritik stand, überzeugt Schumacher mit tadellosem Einsatz und mit Hingabe. Längst gibt es Spekulationen, ob der ebenfalls 22 Jahre alte Masepin noch während der Saison ersetzt werden könnte. Passieren wird das kaum, denn Vater Dimitri ist mit seinem Bergbauunternehmen Uralkali zugleich Titelsponsor von Haas und sorgt so für einen üppigen Teil des Geldes.

«Im Moment denke ich, dass ich einen großen Schritt nach vorne gemacht habe und sich meine Ungeduld legt», sagte Masepin junior. Der Druck auf ihn ist groß, denn noch immer konnte er nicht nachweisen, dass er das Format für die Formel 1 hat. «Wir versuchen, das zu lösen», sagte der Russe, der sich im Training am Freitag wieder drehte und keinen guten Eindruck hinterließ. Wenig hilfreich für ihn: Auf dem Asphalt und abseits davon hatte er auch mit Ausrastern schon für Schlagzeilen gesorgt und so seinen eigenen Ruf beschädigt.

Die Rolle als klare Nummer eins im Team wird Schumacher noch nicht bekommen. «Sie haben einen gleichen Status, das soll auch so bleiben», sagte Teamchef Günther Steiner am Freitag. Und was sagt Schumacher selbst? Der bleibt – wie immer – höflich. «Es ist im Moment noch gar nicht so wichtig, immer vorne zu sein. Es ist wichtiger zu versuchen, das Auto und das Team nach vorne zu bringen», sagte er im RTL-Interview ausweichend zum Duell der beiden Stallrivalen. Ihr erstes gemeinsames Rennen bestritten Schumacher und Masepin bereits vor sieben Jahren, eine echte Freundschaft entstand seitdem nicht. Als «sehr professionell» bezeichnete Masepin das Verhältnis bei RTL: «Wir kennen uns an guten und schlechten Tagen.»

Weit nach vorne wird es für beide in ihrer ersten Saison wohl nicht gehen. Haas hat die Entwicklung des aktuellen Autos bereits beendet und bereitet sich lieber auf 2022 vor, wenn es einige Regeländerungen geben wird. «Ich bin optimistisch, will aber auch nicht sagen, wir gehen auf Punkte», sagte Schumacher. Die Top Ten sind normalerweise unerreichbar. Zumindest mit den Hinterbänklern von Williams und Alfa Romeo würde sich der Rookie aber gerne häufiger duellieren. Zuletzt in Portugal hatte er Nicholas Latifi im Williams geschlagen – es war Schumachers erstes richtiges Überholmanöver in der Königsklasse. «Wir müssen das Beste aus dem machen, was wir haben», sagte er.

Von Thomas Wolfer, dpa