Grüne Göttin? «Echter Test» für Vettel und Aston Martin
Sebastian Vettel (l) und Lance Stroll bei der Vorstellung des neuen AMR22. (Urheber/Quelle/Verbreiter: ---/Aston Martin Aramco Cognizant Formula One™ Team/dpa)

Mit glänzenden Augen blickte Sebastian Vettel auf seinen neuen Formel-1-Dienstwagen. Der viermalige Weltmeister kann den Aufbruch in die Formel-1-Zukunft mit Aston Martin gar nicht abwarten.

«Ich finde unser Auto sieht gut aus. Schön ist aber immer das, was am Schnellsten ist», sagte Vettel bei der Vorstellung des AMR22. «Es sieht auf jeden Fall anders aus, es hat was Futuristisches.»

Vettel gefällt sein klassisch grün lackierter Rennwagen. Aber ist der auch schnell? Diese Frage beschäftigt alle Formel-1-Teams nach der Regelrevolution mit überarbeitetem Aerodynamik-Konzept und breiteren 18-Zoll-Rädern. «Wir hoffen, dass wir in deutlich besserer Form sind als im vergangenen Jahr. Diesmal konnten wir das Auto weiterentwickeln», erklärte der Hesse.

Vettel hofft auf Sprung nach vorn

Vettel hofft nach Platz zwölf in der Fahrerwertung und Rang sieben in der Teamwertung 2021 auf einen mächtigen Sprung nach vorne. «Im Idealfall besteht die Herausforderung darin, um Siege und Podestplätze zu kämpfen», meinte der 34-Jährige. «Dieses Jahr wird ein echter Test für uns sein.»

Eine Performanceprobe erlebt der AMR22 schon am Freitag. Inoffizielle Testfahrten stehen vom 23. bis zum 25. Februar in Barcelona an, ehe vom 10. bis zum 12. März der Gradmesser in Bahrain folgt. Am 20. März wird dort die Rekordsaison von geplanten 23 Rennen mit dem ersten Grand Prix in der Wüste auch eingeläutet.

«Man ist ein bisschen entspannter, weil man weiß, was man zu tun hat», sagte Routinier Vettel, der sein Formel-1-Debüt 2007 in den USA feierte. «Insgesamt hat man ein bisschen mehr Ruhe und Vertrauen, bevor es los geht», betonte Vettel, der sein Haar aktuell etwas länger als gewöhnlich trägt und mit einer Variante des Pilzkopf-Looks ein wenig an seine Musik-Idole von den «Beatles» erinnert.

Vettel Blick aber geht nach vorn. Die neuen Autos bedeuten für Vettel & Co. eine neue Zeitrechnung. «Die größte Herausforderung als Fahrer wird erstmal sein, sich an das Auto zu gewöhnen», befand der Heppenheimer. «Zum jetzigen Zeitpunkt habe ich keine Erwartungen. Du schaust aufs Auto, aber du weißt nicht, was falsch und was richtig ist.»

Die Frage trifft auch auf die personellen Änderungen bei Aston Martin zu. Otmar Szafnauer verließ den britischen Traditionsrennstall im Winter, für ihn kam als Teamchef Mike Krack. Vettel kennt ihn noch aus gemeinsamen BMW-Sauber-Zeiten. «Er ist ein toller Typ und hat eine tolle Einstellung», lobte Vettel.

Aston Martin mit «Fünf-Jahres-Plan»

Der Weg ist von Teammitbesitzer Lawrence Stroll, dessen Sohn Lance an Vettels Seite fährt, eindeutig vorgegeben. «Wir haben einen Fünf-Jahres-Plan weiter nach oben zu klettern und den Gipfel zu erreichen», formulierte der Kanadier.

Den traditionellen Spitznamen für seinen neuen Wagen hat Vettel noch nicht. «Wir müssen erst ein Gefühl für das Auto bekommen», erläuterte Vettel, der stets mit seinen Mechanikern vor dem ersten Grand Prix seine Autos tauft. 2021 hörte sein Dienstwagen auf «Honey Ryder» – wie das erste Bond-Girl aus dem 007-Klassiker «James Bond jagt Dr. No».

Was über das Jahr 2022 hinaus mit Vettel in der Formel 1 passiert? Das wird man sehen. Nach seiner Ausmusterung bei Ferrari, das jeden Wagen als rotlackierte Göttin pries, hatte er mit Aston Martin einen Vertrag über das Jahr 2021 hinaus unterzeichnet. Details blieben offen. «Ich bin in erster Linie am Siegen interessiert», versicherte Vettel. Das werde seinen weiteren Weg vorgeben.

Von Martin Moravec und Jens Marx, dpa